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Die Wettkampfsaison ist eröffnet!

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Viele Legenden ranken sich um die traditionelle Eröffnung der neuen Wettkampfsaison in Fulda. Auch dieses Jahr kamen neue dazu.
  • Fulda, Sommer, Sonnenschein
  • Happy Kiddo
  • The stage is yours

Neben dem Bezwingen von wilden Flüssen ist das Erzählen von Räubergeschichten eine weit verbreitete Kernkompetenz von Paddlerinnen und Paddlern. So verwundert es auch nicht, das alle ehemaligen und aktiven Mitglieder der Abfahrts-Nationalteams mindestens eine Geschichte vom internationalen Rennen in Fulda zum Besten geben können. Seien es die eher kühlen und meist nassen Wetterbedingungen, (zu) nahe Begegnungen mit Bäumen oder kurze Nächte in überfüllten Turnhallen - für Gesprächsstoff ist jederzeit gesorgt.

Für alle, die neu hier sind: Das Schweizer Abfahrts-Nationalteam eröffnet die internationale Wettkampfsaison traditionsgemäss am internationalen Rennen auf der Fulda, ausgerichtet vom Kanu-Club Fulda. Über die Jahre sind so viele gute Freundschaften entstanden und deswegen ist es auch nicht verwunderlich, das die Fuldaer dieses Jahr die Zeitmessung an der vom KCNW organisierten Junior:innen und U23 Europameisterschaft übernehmen.

Aber zurück in die Gegenwart. Am vergangenen Freitag machten sich sage und schreibe 22 Betreuer:innen und Athlet:innen aus der Schweiz auf den Weg nach Fulda. Trotz drei krankheitsbedingten Ausfällen wohl eine der grössten Schweizer Delegationen aller Zeiten. Mit dabei auch eine stolze Anzahl Nidwaldner Athlet:innen und auch im Betreuungsteam waren die Nidwaldnerinnen und Nidwaldner gut vertreten.

Das dieses Jahr alles ein bisschen anders sein würde, zeigte sich schon auf der Autobahn. Die Anreise verlief unspektakulär und plangemäss, kein einziges bisschen echter Stau! So konnten dann auch die ersten Trainingsfahrten auf der Fulda bei Sonnenschein (!), angenehmen Temperaturen (!!) und von A bis Z im Hellen (!!!) stattfinden. Da die Fulda leider eher wenig Wasser führte, blieben die zu Räubergeschichten führenden Begegnungen mit Bäumen, 90-Grad-Kurven und weiteren Hindernissen aller Art ebenfalls mehrheitlich aus.

Auch die Unterkunftssituation hat sich ohne grosses Zutun unsererseits, vielleicht abgesehen von der Pflege der oben genannten Freundschaften, massiv vereinfacht. Der Kanu-Club Fulda hat uns kurzerhand sein Bootshaus exklusiv und gratis für das Wochenende zur Verfügung gestellt! Das erste Abendessen hatte etwas Räubergeschichtenpotenzial, denn die Portionsangaben auf Stocki-Packungen passen definitv nicht zur notwendigen Essensmenge für hungrige Paddler:innen. Der Engpass konnte dank dem vorhandenen Pasta-Notvorrat aber schnell behoben werden.

Nun aber zum ersten Rennen. Ein umgestürzter Baum und ein neu entstandener Siphon verhinderten den traditionellen Brückensprint. Dank dem flexiblen Fuldaer OK konnte aber auf den unteren Teil der Classicstrecke ausgewichen werden. Wildwassertechnisch nicht besonders anspruchsvoll, hielt die Strecke für den einen oder die andere trotzdem nie dagewesene Herausforderungen bereit (Anm. d. R.: Das Ziel befindet sich bei den Pfosten, an die die Lichtschranke montiert ist). Es schien, als wäre das Schweizer Team noch halb im Winterschlaf in den ersten Lauf gestartet. Die langen Gesichter beim Anblick der Rangliste sprachen dann auch für sich. Ganz anders das Bild nach dem zweiten Lauf: Praktisch alle Schweizer Startenden hatten ihre Laufzeiten stark verbessert und es konnten zwei Siege und diverse weitere Podestplätze gefeiert werden. Auch in den Teamrennen setzten sich die Erfolge fort und so wurden die *Schweizer Freunde* (:innen!) an der abendlichen Siegerehrung oft aufs Podium gerufen. Legendenstatus erreichte am ersten Tag das wieder auferstandene C1-Team Müller-Müller-Müller (auf der Rangliste zu finden als Müller-Müller-Peter), das neben einer starken Performance auf dem Wasser vor allem als Unterhaltungstrio auf dem Podest überzeugen konnte. Daran änderte auch ein unfreiwilliges Bad von Benjamin nach der Ziellinie nichts mehr.

Es folgte die zweite, von weniger Schnarchgeräuschen gestörte Nacht im Bootshaus, bevor die Rennen über die klassische Distanz anstanden. Die kalten Temperaturen taten zwar dem Wasserstand nicht gut, trotzdem geht auch dieser Tag als einer der angenehmeren Renntage in die Annalen (Anm. d. R.: Kein Schreibfehler, https://www.duden.de/rechtschreibung/Annalen) des Fulda-Rennens ein. Wieder gab es von der Resultatfront aus Schweizer Sicht Erfreuliches zu berichten, der Saisonstart ist definitv geglückt. Auf eine Aufzählung aller Resultate wird an dieser Stelle verzichtet, die Ranglisten sind unten verlinkt. Glücklicherweise fanden heute alle auf Anhieb die Ziellinie und mit dem das-Material-zur-richtigen-Zeit-am-richtigen-Ort-haben haperte es auch nur bei zwei der jüngsten, ääääh falsch, ältesten und erfahrensten Athleten, deren Namen hier nicht genannt werden sollen.

Fehlt nur noch die Rückreise. Hier gäbe es ausser einsetzendem Regen eigentlich nichts Spektakuläres zu berichten, wären da nicht zwei noch zu verzollende, weil neu gekaufte Rennboote gewesen. Leider mussten wir feststellen, dass Zollbeamte:r wohl nur wird, wer die Menscheit grundsätzlich nicht besonders liebt und mit Vergnügen auch zu nachtschlafener Zeit noch schikaniert. Nach etwas hin und her laufen, angebrüllt und ignoriert werden hatten wir aber auch diese Hürde gemeistert und kamen so früh wie noch selten (Dank sei den Göttern des Staus und der Autobahn) wohlbehalten wieder in Buochs, Luzern, Solothurn oder dem Tessin an.

Welche Räubergeschichte die 2024er Ausgabe des Fulda-Rennens überdauern wird, wissen wir heute noch nicht. Sicher aber ist, das Schweizer Team ist bereit für die Saison, die freundschaftlichen Bande mit dem Kanu-Club Fulda sind stark wie eh und je und falls ihr mal in einem internationalen Sprintrennen auf das Podest fahren wollt, müsst ihr euch einfach vor dem zweiten Lauf einen Vokuhila schneiden lassen.

Um euch doch noch einen Einblick in mögliche Räubergeschichten zu verschaffen, hier die potenziellen Titel der 2024er Versionen:

  • Die Theorie der weissen und schwarzen Helme (Copyright: Hannah M.)
  • Als MJ seine Startnummer vergass
  • Das Schweigen der schwarzen Jacke/des blauen Handys
  • Mr. B.I.G im C1
  • Cornel, Janis und der Stein der (leider nicht so) Weisen
  • Benjamin, Coiffeur ihres Vertrauens
  • Es gaht schoooo (written by Mona C.)

Text & Bilder: Annalena